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Ehre aus dem Untergrund
Review des Glenn-Danzig-Tributes
Sonntag, 19/11/06 um 13:20 Uhr von Tim

Es ist soweit. Nach bangem Warten und einer zwischenzeitlichen Verschiebung von schlappen sieben Monaten ist "Icons Of The Underground Volume 1: Glenn Danzig" endlich bei uns eingetrudelt. Für diesen Sampler haben sich 23 internationale Bands versammelt, um sich vor "dem anderen Man in Black" Glenn Danzig zu verneigen. In seiner bald 30-jährigen Karriere hat Danzig unzählige Menschen inspiriert. Viele geben ihn sogar als Hauptgrund dafür an, überhaupt eine Band gegründet zu haben.
Die beteiligten Künstler auf "Icons Of The Underground Volume 1" zollen dem Sänger und Songwriter mit ihren Interpretationen der Werke von Danzigs drei Bands Misfits, Samhain und DANZIG nun Tribut.
Möglich gemacht hat dieses bisher einzigartige Projekt das junge Independent Label Hedonism Records aus Atlanta, Georgia, USA. Der Clou: Glenn Danzig selbst hat für den Sampler sein OK gegeben. Wieviel Ehre die Macher dieser CD Danzig gegenüber bringen, zeigt allein schon die liebevolle Realisation: verpackt im Digipak, limitiert auf 666 Stück und einzeln durchnummeriert. Wir von MERZEBAR RECORDS vertreiben die Platte exklusiv in Deutschland. Nachfolgend die Besprechung, Song für Song:

Vargotah - Dirty Black Summer [DANZIG]
Vargotah haben aus DANZIGs wohl zweigrößtem Hit ein Epos gemacht. Hinzugefügte elektronische Elemente und eine Extra-Strophe machen den Song zum längsten Lied der CD. Die Verlängerung des spätestens beim zweiten Mal nervigen Sturm-Intros ist allerdings unnötig.

Devil Bats - In The Doorway [Misfits]
Schon beim zweiten Song kommen wir zur ersen faustdicken Überraschung: aus einem frühen Misfits-Song machen die Devil Bats eine beeindruckende Blues-Nummer. Top!

The Shift - Devils Plaything [DANZIG]
Es ist schon beängstigend, wie akkurat die Truppe von Sexfilm-Regisseur Craven Moorehead diesen Klassiker nachspielt. Bis auf das kleinste Drum-Fill stimmt hier alles.

Villnave - Cold Eternal [DANZIG]
Die traurige Ballade vom elektrolastigen "Satan's Child"-Album als Gitarren-Nummer. Das Feeling ist das gleiche. Gut gemacht.

Dead Rites - Anything [DANZIG]
Minimal verhunzt muss man an dieser Stelle leider sagen. Nicht nur, dass die Dead Rites das einprägsame akustische Intro leicht falsch spielen - auch der Heavy-Teil in der Mitte klingt für ein solche imposantes Stück etwas zu sorglos runter gerotzt. Der Gesang hingegen ist kraftvoll.

Doom Tree - Who Killed Marilyn? [Misfits]
Auch eine kleine Prominenz ist auf dem Sampler zu finden. Doom Tree Sänger Steve Zing war nicht nur Glenn Danzigs Drummer für die ersten beiden Samhain-Alben, sondern fungiert aktuell als Bassist für die DANZIG-US-Tour. Die Doom Tree Version von "WKM" ist so krachig, wie es das Original gerne gewesen wäre.

Devilman - It's Coming Down [DANZIG]
Wie schon "Devils Plaything" gleicht dieser Song dem Original bis aufs letzte bisschen. Kein Wunder, handelt es sich bei Devilman doch um den Webmaster der offiziellen Danzig-Fansite "7th House", der sich "The Shift" als Backup-Band geholt hat.

Dark Eden - Possession [DANZIG]
So klingt DANZIG also als Black Metal. Mein geschätzter Kollege Domi hat es auf den Punkt gebracht: "Willkommen in der Hölle".

Legendary Hot Death - Brand New God [DANZIG]
Vom Gesang her legen Legendary Hot Death hier eine Imitation erster Güteklasse hin. Geschwindigkeitstechnisch legt man hier auf das sowieso schon flotte Original noch eins drauf.

Capital Scum - We Bite [Misfits]
Hollands dienstälteste Hardcoreband prügelt sich durch diesen pfeilschnellen Track aus der Hardcore-Phase der Misfits. Das bringt es gut auf den Punkt.

Wolf Moon Sky - Hollywood Babylon [Misfits]
Eine Komposition von 1978 im modernen Gewand. Ansonsten recht unspektakulär.

Left Hand Black - Left Hand Black [DANZIG]
Originalgetreu und doch mit einer leichten Stoner-Note versehen. Eingefleischten DANZIG-Fans wird bei genauer Aufmerskamkeit auf den Bass das Herz aufgehen. Starke Vocals von Tobi Rapp, der auf diesem Track sein Studio-Debüt mit Left Hand Black gibt.

Others - Thirteen [DANZIG]
Glenn Danzig schrieb diesen Song 1994 für Johnny Cash und nahm ihn fünf Jahre später selbst auf. Die Others covern die atmosphärische Country-Nummer mit weiblichem Gesang. Beeindruckend!

Peter Thorn - Halloween [Misfits]
Hier scheint die Qualitätskontrolle von Hedonsim Records leider versag zu haben. Nicht nur dass die Aufnahme vor lauter Rauschen Ohrschmerzen verursacht. Auch der Gesang ist leider völlig schief und verpasst hier und da seine Einsätze. Die erste Niete!

Serpentine 78 - She [Misfits]
Der extreme romantisch-esotherische Touch, mit dem Serpentine 78 an dieses Lied herangehen, wirkt sehr dick aufgetragen. Zum Schluss wird's dafür nochmal heavy.

The Everdead - Novembers Fire [Samhain]
Der Samhain-Fan-Favorit im modernen Gewand.

The Gemini Plan - American Nightmare [Misfits]
Vom Original könnte diese Interpretation gar nicht weiter entfernt sein. Was bei den Misfits noch nach Elvis und Rockabilly klang, wurde hier auf schwerfälligen Industrial-Metal getrimmt. Nichts gegen künstlerische Freiheit, doch hier gingen The Gemini Plan wohl ein bisschen zu weit. Hat man die ersten 30 Sekunden gehört, kennt man den ganzen Song, des es ändert sich im Grunde genommen nichts mehr.

Zombeast - To Walk The Night [Samhain]
Samhains atmosphärische Ode an die Nacht verliert auch bei diesem 2006er Update nicht von ihrer Faszination. Ein gelungenes Werk der neuen Horrorpunk-Darlings.

Fango - Me Converto En Marciano [Misfits]
"I Turned Into A Martian" auf mexikanisch - das ist so witzig, wie es sich liest. Eine sehr launige Angelegenheit.

Venuti And The Space Zombies - Horror Hotel/Ghouls Night Out [Misfits]
Venutis Live-Medley sticht vor allem durch die perfekte Aufnahmequalität heraus. Ansonsten nicht mehr als ein ordentliches Misfits-Cover.

Johnny B. Morbid - Hybrid Moments [Misfits]
Noch eine Nummer krachiger als das Original. Geht gut ins Ohr.

The Crimson Ghosts - Archangel [Samhain]
Der heimliche Hit des Albums. Die Crimson Ghosts (USA) verwandeln "Archangel" gemäß ihres Stils in eine instrumentale Surf-Rock-Nummer, die sich wohltuend vom Rest der CD abhebt.

Sam Scumaci - Deep [DANZIG]
Sehr grobschlächtig, ohne Höhepunkte und wenig überzeugend. Leider findet das Tribute mit dieser Version keinen angemessenen Abschluss.

"Icons Of The Underground Volume 1: Glenn Danzig" ist zum sofortigen Versand im Merzebar Records Online Shop verfügbar.